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Der Sonntag ist als Reisetag geplant. Die 360km bis Fitzroy Crossing
sind aber schneller zurück gelegt, als gedacht. Hier in der Nähe ist die Geikie
Gorge. Am Weg da hin machen wir erst die obligatorische Kaffepause und bleiben
dann bei der Fitzroy River Sandbar stehen. Wir gehen zum Fluss hinunter. Hier
stehen mächtige Fluss-Eukalypten und andere große Bäume. Eine Schar Wallabies
beobachtet uns und wir sie. Um 3 p.m. machen wir die einstündige Bootsfahrt
durch die Geikie Gorge. Die Lady, die
für die Kasse zuständig wäre, erscheint nicht und ist auch nach der Tour nicht
da. Das hat zur Folge, dass die meisten Teilnehmer - wir inklusive - die 30A$
pro Nase nicht bezahlen müssen. Das ist neu, eine Touristenführung for free
statt fee! Die Geikie Gorge ist besonders eindrucksvoll. Der wasserreiche
Fitzroy River hat die Felsen des Devonian Reef zu bizarren Skulpturen erodiert.
Man erkennt an der Färbung der Felsen, wie hoch das Wasser in der Wet Season
steht. Der Wasserspiegel kann um 8 bis 12m (!) ansteigen. Die Pegelstände sind
im Pavillon mit Schildern markiert. In manchen Jahren war er bis zu 2m über dem
Giebel. Im Fluss tummeln sich Süßwasserkrokodile. Die ansässigen Aborigines
fischen nach Barramundis.
Für die Übernachtung kehren wir am Campingplatz der Fitzroy River Lodge ein. Der
ist ausgesprochen schön und gut ausgestattet. Im Park kann man Wallabies und
viele verschiedene Vogelarten beobachten: Schwarze Kakadus, bunte Papageien,
Laubenvögel, etc.. Ein Laubenvogel (Bower Bird) zeigt seinen rosa Federnbuschen
am Hinterkopf. Das tun sie sonst nur, wenn sie vor ihrer Laube balzen. Das WLAN
ist schwach ausgelegt, wie auf den meisten anderen Campingplätzen auch; die
Reichweite ist einfach zu gering. Am Abend gelingt aber ein Videogespräch mit
Michael per Skype. |
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Wir fahren 290km bis Halls Creek. Am 20. Okt. sind wir von dort zur Rundfahrt
durch die Kimberley Region aufgebrochen, der Kreis hat sich heute geschlossen.
Ich tanke den Jeep voll auf und dann geht es wieder 16km zurück am Highway 1,
zur Abzweigung der Tanami Road. Das ist eine ca 1200km lange
Straße, größtenteils gravel road, die quer durch die Tanami-Wüste bis kurz vor
Alice Springs in das Red Center führt. Die Tanami ist eigentlich eine Halbwüste,
eher steppenartig. Nach 112km zweigt eine Seitenstraße ab. Auf dieser kommt man
nach weiteren 20km zum Wolfe Creek Meteor Crater. Der
Meteorkrater hat einen Durchmesser von mehr als 800m und ist vom Wall bis zum
inneren Boden 60m tief. Entstanden ist er durch dein Einschlag eines 50.000t
schweren Eisenmetoriten vor etwa 300.000 Jahren. Wir klettern über den
Kraterwall und gehen bis ins Zentrum. Der Boden ist hart und von Salzen
überkrustet. Die äußere Zone ist Grasland, weiter innen stehen Büsche und
dazwischen blüht Mulla Mulla. Die Nacht verbringen wir auf der Bush Camping Site
unweit des Parkplatzes beim Krater. Während Elfi kocht bereite ich das
Lagerfeuer vor. Da wir von Horizont zu Horizont ganz alleine sind, gehe ich in
Unterhose Holz sammeln. Da sehen wir drüben beim Krater einen einzelnen Mann aus
seinem Jeep steigen und den Wall hinauf steigen. Dann steuert er den
Campingplatz an, worauf ich schnell wieder in meine Shorts schlüpfe. Kurze Zeit
später gesellt er sich zu uns. Es ist Silvio, ein Schweizer, der ganz alleine
unterwegs ist, weil ihn seine australische Freundin versetzt hatte. Wir essen
und trinken gemeinsam Rotwein, plaudern über unsere Australien-Abenteuer. Es ist
eine wunderbare stille Abendstimmung. Der Himmel ist wolkenverhangen und färbt
sich prächtig mit der sinkenden Sonne. Es fallen ein paar Regentropfen. Bei
Anbruch der Dunkelheit entzünde ich das Lagerfeuer. Die züngelnden Flammen zu
beobachten ist besser als Fernsehen. Die
gemessenen 32°C empfinden wir nach der Hitze der vergangenen Tage als angenehm
kühl. |
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Wir
vereinbaren mit Silvio, unserem Schweizer Freund, dass wir auf der
Tanami Road voraus fahren und bei Rabbit Flat auf ihn warten würden.
Das Rabbit Flat Roadhouse wurde im Dez. 2010 geschlossen. Da wurde
wahrscheinlich auch der Wegweiser bei der Abzweigung entfernt. Wir konnten es
nicht finden. Es liegt etwas abseits von der Tanami Road, wir haben die Stelle
wohl übersehen.
Wir legen heute fast 800km zurück. Nach ca 40 km tanke ich in Billiluna nochmal
voll auf. Billiluna ist eine Aborigines-Siedlung. Es sieht grauenvoll aus,
überall liegt Müll und Autoschrott herum. Unterwegs kommt man bei zwei großen
Goldminen vorbei, Tanami und Granite Mine. Diese Minen haben eine umfangreiche
Infrastruktur, Fabriken zur Goldgewinnung, Wohnsiedlungen und sogar eigene
Flughäfen. In Yuenduma, ebenfalls eine Aborigines-Siedlung, tanke ich wieder
Diesel. Für gut 700km habe ich heute 100 Liter im Motor verbrannt, das sind fast
15 l/100km; nicht gerade umweltfreundlich diese Jeeps. Von Yuendumu fahren wir
noch weitere 106km bis zum Roadhouse Tillmouth Well. Hier gibt es einen guten
Caravan Park. Kurz nach Sonnenuntergang trifft auch Silvio hier ein. Er hat auch
vergeblich nach Rabbit Flat gesucht. Mit Fish 'n' Chips und Bier lassen wir den
anstrengenden Tag ausklingen. Hier im Zentrum von Australien wird es nachts
angenehm kühl. |
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Von Tillmouth Well bis Alice Springs sind es nur knapp 200km auf asphaltierter
Straße. Das ist größtenteils dieser dreispurige Straßentyp, in der Mitte
asphaltiert und zwei gravel lanes auf den Seiten. Man fährt in beiden Richtungen in der Mitte
und weicht bei Gegenverkehr auf die linke Seite aus. Die Road Trains fahren
allerdings meist stur in der Mitte weiter. Das ist beim ersten Mal schockierend.
In Alice Springs kehren wir im Caravan Park am Larapinta Drive ein. Wir waren
schon öfter hier. Der Swimming Pool ist eine willkommene Möglichkeit zu
entspannen. Ich bin im Dunkeln an der Wasserleitung gleich nebenan, da sitzt
plötzlich ein Kaninchen vor mir und glotzt mich erwartungsvoll an. Es ist sehr
zutraulich und wird in der Folge von Elfi mit allerlei Leckereien verwöhnt. Am
liebsten hat es Äpfel, mein Müsli schmeckt ihm auch ganz besonders. Dann kommt
auch Silvio an, um hier zu übernachten. Wir essen gemeinsam und planen morgen in das Palm
Valley zu fahren. |
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Wie geplant brechen wir gleich nach dem Frühstück in Richtung
Hermannsburg auf.
Es sind nur 116km am Larapinta Drive. Old Hermannsburg ist leider geschlossen,
somit auch der Tea Room und es wird nichts aus Apfelstrudel
mit Schlag. Ich frage nach und erfahre, dass es jetzt am Ende der Saison
nicht mehr wirtschaftlich sei, die Museumsanlage geöffnet zu halten. Bei der
Tankstelle in Hermannsburg drücke ich beim Zurückschieben die Hintertüre des Jeep
ein. Das hatte ich 2008 schon mal an genau der selben Stelle geschafft. Dieser
verd... Stahlpfeiler ist so gut wie unsichtbar.
Das Wetter ist optimal, klarer Himmel und kaum Wind. Bei der Fahrt durch das Tal
des Finke River, dem ältesten Fluss der Welt, werden Unmengen von Fotos
geschossen. Nach 21km kommen wir zum Campground. In der Picknik Area machen wir
unsere mittägliche Kaffepause. Dann machen wir uns daran den
4km langen, extrem rauhen 4WD-Track ins Palm Valley im
Schleichtempo zu überwinden. Ab dem Ende des
Tracks geht es nur noch zu Fuß weiter. Wir wandern ein Stück in das Tal. Es ist
sehr heiß, was aber der Begeisterung für die wunderbare Landschaft keinen
Abbruch tut.
Nach der Rückkehr ins Camp richten wir unser Nachtlager im Freien auf der
Holzprietsche ein. Silvio spielt mit unserer Kamera und produziert ein paar
tolle Fotos vom aufgehenden Mond. Der letzte Eindruck vor dem Einschlafen ist
der Blick in den phantastischen Sternenhimmel. |
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Der Sonnenaufgang und die Morgenstimmung im Finke-Tal werden fotografisch
festgehalten. Bei der Rückfahrt ergeben sich im Licht der Vormittagssonne neue
Motive. Palm Valley und der Finke National Park an sich sind
jedem Naturliebhaber, der Australien zu bereisen beabsichtigt, wärmstens zu
empfehlen! Bei Hermannsburg verabschieden wir uns von Silvio. Er fährt den
Marinee Loop, wir fahren zurück nach Alice Springs. Der Larapinta Drive führt
südlich der Western Mc Donnel Ranges entlang. 16km vor Alice Springs zweigen wir
zum Simpsons Gap ab. Das ist
eine der vielen Schluchten, die von Flüssen durch die Ranges gebrochen wurden.
In Alice Springs kehren wir wieder im Stuart Campground am
Larapinta Drive ein. Der Waschautomat bekommt Arbeit. Ich ärgere mich wieder
einmal über die schwache Reichweite des WLAN. 10m vom Office enfernt bricht die
Verbindung schon ab. Ich lasse mir die 10A$ für den Voucher wieder zurück geben.
Am Abend essen wir in der Todd Mall Barramundi, ein köstliches Dinner für
schlappe $110 im Red Ochre Restaurant. Wenn man hier bei Speise und Trank sitzt
ist man meilenweit von den Aborigines entfernt, die auf der gegenüberliegenden
Straßenseite im Gras sitzen und versuchen ihre Gemälde zu verkaufen. Nirgendwo
ist die Kluft zwischen Aborigines und den Weißen deutlicher sichtbar, als hier
in Alice Springs.
Am Campingplatz kommt das Kaninchen wieder zu uns gehoppelt und wird reichlich
mit Leckerbissen versorgt. |
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