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Campingplatz im Millstream National Park. Kurz vor Sonnenaufgang wird es
unangenehm kühl. Die Temperatur von 40° tagsüber ist auf geschätzte 15° gefallen.
Der Campground grenzt unmittelbar an einen wundervollen Auwald mit riesigen Eukalypten,
Palmen, einem Pool mit
Seerosen und Bächen
mit kristallklarem Wasser. Es führen einige Pfade durch den Wald, die wir für
einen ausgedehnten Spaziergang nützen. Hier wird mir wieder einmal bewußt, wie
wichtig das staunende Erleben solch üppiger
Natur für das Seelenwohl ist. Auf den ersten Blick scheint es chaotischer Wildwuchs
zu sein, doch schon bald bewundert man die ausgewogene Komposition der Szenerie,
die um nichts dem Schaffen eines Meisters der bildenden Kunst nachsteht. Ein allgemeines
Grundprinzip erzeugt eine überall erkennbare Struktur: Das Streben der Pflanzen
nach oben, um möglichst viel Sonnenenergie aufnehmen zu können, jeweils nach Möglichkeit
der Art. Gräser in den Lichtungen bilden einen meterhohen Rasen, Bäume überragen
alle anderen Pflanzen und Lianen nutzen die Stämme der Bäume, um schneller ans
Licht zu kommen. Erstaunlich ist, wie dicht oft Palmen und Eukalypten nebeneinander
gedeihen. Ihre Wurzeln müssen miteinander vernetzt sein. Es gibt hier offenbar nahrhaften
Boden, reichlich Wasser und viele Sonnenstunden, so dass die Koexistenz so vieler
verschiedener Pflanzen in so hoher Dichte möglich ist.
Nach dem Früstück durchqueren wir mit unserem Challenger den Nationalpark und schießen
dabei viele Fotos von dieser fantastischen Landschaft. Man kann sich an den typischen
Farben der Pilbara nicht sattsehen. Ein Abstecher in der Nähe des Python Pool über
einen 4WD-Track erweist sich als ungeeignet, da er in eine völlig abgebrannte Gegend
führt. Das braucht ein oder zwei Jahre, bis sich das Land wieder vom Feuer erholt
haben wird.
100km Gravel Road sind es noch bis zum Highway1. Die Straße führt entlang eines
Bergrückens. Die Gipfel sehen wie mit Schokoladeguss überzogen aus. Es ist dunkel-rostbraunes
eisenerzhaltiges Gestein, das in der Sonne so heiß wird, dass nicht mal Spinifexgras
darauf wachsen kann. Auffallend ist der symmetrisch kegelförmige Pyramid Mountain.
Da die Tanks noch gut gefüllt sind, beschließen wir, bis nach Port Headland zu fahren.
Dort tanken wir und kaufen Lebensmittel ein. Diese Stadt ist für uns nicht besonders
interessant. Riesige Berge von Salz, das hier verschifft wird und natürlich die
Eisenerzindustrie am Hafen dominieren das Bild. Alles hier ist von rostfarbenem
Staub überzogen. Daher fahren wir, obwohl es schon 5 p.m. ist, gleich weiter bis
Eighty Mile Beach, wo wir erst im Dunkel der Nacht am Campingplatz eintreffen. Wir
haben heute ca 650km bewältigt. Dieser Abschnitt des Highway 1 ist recht eintönig.
Deshalb ist es sinnvoll, die Strecke an einem Tag hinter sich zu bringen.
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Millstream National Park - Auwald
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Campingplatz Eighty Mile Beach: Die Nacht war angenehm kühl, wir haben
gut geschlafen. Vormittags machen wir eine kurze Strandwanderung und sammeln
dabei Schnecken- und Muschelschalen, die in großer Anzahl und Vielfalt den
breiten Sandstrand bedecken. Die intensive Sonnenstrahlung lässt einen längeren
Aufenthalt am Strand nicht zu, also verbringen wir den Rest des Tages im
Schatten mit entspannen, Vögel füttern und Kaffe trinken. Besonders die "Yellow Throated Miners" sind furchtlos bis aufdringlich
beim Futter erbetteln. Nach Sonnenuntergang begeben wir uns wieder an den
Strand, um eventuell Schildkröten bei der Eiablage beobachten zu können. Es sind
aber keine zu sehen. Möglicherweise warten sie die nächste Flut ab, die erst 3
Uhr morgens sein wird.
Die nächtliche Strandszenerie hat etwas mystisches an sich. Der Mond ist knapp
über halb und steht fast im Zenit. In seinem fahlen Schein kann man die
Schaumkronen der heranrollenden Dünung sehen, sogar weit draußen, da das Meer
hier sehr flach ist. Die weiß reflektierenden Muschelschalen lassen den Strand
wie das Spiegelbild des Sternenhimmels erscheinen. Das Brechen der Wellen
erzeugt ein permanentes Rauschen, untermalt vom dumpfen Grollen des mitbewegten
Sandes. Diese Geräuschkulisse ist so laut, dass der Rest der Welt akkustisch
ausgeklammert wird. Die sanfte Brise, die vom fernen, unsichtbar in der
Dunkelheit vermuteten Horizont her die Wellen treibt, umspielt unsere Körper.
All das fokussiert das Bewusstsein auf das Hier und Jetzt. Mir ist, als blickte
ich auf die Pforte zum Jenseits. |
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So. 2.: Wir verlassen Eighty Mile Beach und fahren am Highway 1 weiter nach
Norden. 140km vor Broome führt eine 23km lange Gravel Road zum Port Smith
Caravan Park. Wir sind die einzigen Camper im Park; die Season ist wohl vorüber.
Eine Aborigines-Familie hat eine Cabin gemietet. Es ist ein Paar mit einer ca.
dreijährigen Tochter. Unser europäisches Vorurteil gegenüber Aborigines wird
Lügen gestraft beim Anblick des Vaters, der mit dem Ipad Kängurus filmt, während
seine Tochter staunend mit dem Finger auf die Tiere zeigt. Dies sind wohl
Touristen in ihrem eigenen angestammten Land. In der weiten Lagune kann (könnte)
man schwimmen und fischen. Der Wind vom Meer her ist so stark, dass man den Hut
dauernd festhalten muss.
Mo. 3.: Im Camp gibt es einige rote Riesenkängurus und Kragenechsen. Der Lauf
der Echsen auf den Hinterbeinen sieht ungemein spaßig aus. Elfi wäre beinahe auf
eine kleine weiße Schlange getreten. Laut Auskunft des Aborigines-Vaters ist sie
harmlos, es ist eine "Pencil Snake".
Wir fahren weiter nach Broome, das wir um die Mittagszeit erreichen. Nach
einem kurzen Besuch per Auto auf der Cable Beach erledigen wir die
Lebensmitteleinkäufe bei Woolworth. Der Ausflug zum Gantheaume Point im Süden
von Broome ist absolut Pflicht. Die wild zerklüfteten bunten Sandsteinfelsen
sind sehenswert. Bei Ebbe sollen hier irgendwo Dinosaurierspuren zu sehen sein.
Ich habe sie aber wieder nicht gefunden.
Wir kehren im Caravan Park an der Ostseite von Broome an der Roebuck Bay ein.
Laut Plan wollen wir hier bei Vollmond (erst am 6.11.) die "Staircase to the
Moon" beobachten. Daraus wird aber leider nichts, da die erforderliche
Konstellation - Mondaufgang über dem Meereshorizont - ab Ende Oktober nicht mehr
gegeben ist. Knapp daneben ist auch daneben.
Es ist sehr heiß bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Die frisch gewaschene Wäsche
trocknet nur sehr langsam. |
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Broome. Nach wenig Schlaf machen wir uns an einen Ausflug zum Coulomb Point. Das ist ein Küstenbereich ca. 80km nördlich von Broome. Am Rand der
roten Staubstraße sitzt ein
Dingo im Schatten und hechelt heftig. Das
Farbenspiel hier ist phantastisch: Die Felsen sind intensiv rostbraun über
ziegelrot bis ocker; der Himmel wolkenlos und strahlend blau; das Meer ist
türkisfarben; der Sand am Strand ist pastellfarben zwischen rosa und ocker; davor
die weißen Schaumkronen der Brandung. Kleine pink blühende Blumen fristen ihr
karges Dasein im Sand.
Am Nachmittag ziehen wir weiter in Richtung Kimberley Region. Wir wollen
beim Wilare Roadhouse nicht übernachten. Wir hatten hier schon mal schlechte
Erfahrungen gemacht. Es war sehr laut und die Sanitäranlagen waren
nicht die besten. Wir suchen daher nach einer Alternative. Der Atlas zeigt ein
Caravansymbol ca. 60km weiter bei Camballin. Da fahren wir hin. Camballin
ist eine Aborigines Community am Fitzroy River. Der Campground wird von einer
Aboriginesfrau verwaltet und ist noch im Aufbau begriffen. Die erste Abkühlung
verschaffe ich mir in der Gartenberegnungsanlage. Es gibt aber auch neue
Duschkabinen. Die Hitze lässt eine frühe Nachtruhe nicht zu. Erst in der zweiten
Nachthälfte wird es etwas kühler. Bis dahin hänge ich draußen in den
Campingstühlen und Elfi schwitzt im Auto. |
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