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Willare ist eine Nightmare
für Camper. Die Duschen sind herunter gekommen, nicht gewartet, und es
gibt keine Möglichkeit, Geschirr zu spülen. Am Abend kommen Horden von
Leuten, die übers Wochenende in die Kimberley zum Baramundi-Fischen
fahren. Viele haben am Anhänger ihres 4WD ein Boot mit zwei
Außenbordmotoren. Ab Einbruch der Dunkelheit wird der Vorhof des
Roadhouse zur Freiluftdisko mit Livemusik. Es wird getrunken und
gegrölt bis spät in die Nacht. Der "Campingplatz" ist mit Scheinwerfern
hell erleuchtet, was für die Nachtruhe auch nicht gerade förderlich ist.
Folglich sind wir am Morgen nicht wirklich ausgeschlafen.
Wir fahren am Highway 1 (Great Northern
Highway) nach Osten in die südliche Kimberley Region und dann die King
Leopold Downs Road hinauf bis zur Windjana Gorge. Das sind etwa 350km.
Quer durch die Region zieht sich ein niedriger Gebirgszug, der fossile
Überrest eines Korallenriffs, das vor mehr als 300 Millionen Jahren - im
geologischen Zeitalter Devon- vor der nord-östlichen Küste des
Kontinentes lag. Die King Leopold Downs Road führt durch dieses Gebirge
auf halber Strecke zwischen dem Great Northern Highway und der Windjana
Gorge. Wir bleiben hier eine Stunde im Devonian Reef Conservation Park. Der
Kalkstein ist zu skurrilen Formen verwittert. Riesige Boabs stehen hier
und überall blühen Büsche und Kräuter.
Die Boabs (Flaschenbäume) sind typisch
für das nördliche Westaustralien, die Kimberley. Ihre ursprüngliche
Heimat ist Madagaskar. |
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Der Campingplatz bei der
Windjana Gorge ist seit unserem letzten Besuch (2008) gut ausgebaut
worden; alles da, Wasser, Toiletten und Duschen.
Die Hitze ist enorm, es muss wohl über 35°
haben.
Wir wandern in die Gorge und beobachten
einige Freshies (Süßwasserkrokodile). Die ernähren sich nur von Fischen
und sind für Menschen ungefährlich, solange man sie nicht allzu stört.
Sie sind aber Grund genug hier nicht zu baden. Die Landschaft in der
Windjana Gorge ist besonders reizvoll. Es gibt große permanente Pools im
Lennard River, die von hohem Galeriewald aus Flusseukalypten gesäumt
sind. Beiderseits bilden die schroff aufragenden Felsen den Rahmen.
Entlang des Wanderweges kann man in der Felswand Fossilien entdecken. |
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Am Campingplatz ist neben
dem Jeep ein Tisch mit Bänken. Auf dem Tisch bereite ich mein
Nachtlager, da ich bei der Temperatur lieber im Freien schlafe. Die
Gelsen schwirren zwar, aber das Schutzmittel scheint zu wirken. Erst
gegen Morgen - ich schätze zwei Stunden vor Sonnenaufgang - wird es
etwas kühler und ich wache auf. Das Kreuz des Südens steht über dem
Horizont, als ich in den Jeep zu Elfi krieche, um noch eine Runde weiter
zu schlafen. |
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Wir fahren weiter nach
Norden bis wir die Gibb River Road erreichen und fahren auf dieser
weiter in östlicher Richtung. Bedauerlicherweise müssen wir
feststellen, dass alle Nebenstraßen zu den diversen Gorges geschlossen
sind. Am 1. Nov. beginnt definitionsgemäß die Wet Season und da werden
die gravel roads nicht mehr gewartet. Man könnte zwar noch fahren, aber
wir wären dort nicht mehr versichert. Ein Schaden am Jeep könnte dann
teuer zu stehen kommen.
Die Lennard River Gorge ist also auch
gesperrt. Der Versuch, auf einer anderen Straße dahin zu kommen,
misslingt. Auf der wären wir nach 80km nach "Millie Windie" gekommen,
eine kleine Aborigines-Siedlung. Nach 26km geben wir auf und kehren um.
Ein genauerer Blick in die Karte hätte uns diesen Abstecher allerdings
erspart.
Die Adcock Gorge ist offen. Hier gibt es
schöne Wasserpflanzen im Pool, wie z.B. blaue Seerosen und Aloen. Die
Zufahrt zur Bell Gorge ist auch geschlossen.
Also fahren wir weiter auf der Gibb River
Road bis zum Bennard River Roadhouse. Dort angekommen, teilt mir die
Lady, die im Vorgarten gießt, dass heute Sonntag alles geschlossen ist,
Roadhouse und Tankstelle. Wir können aber zum Campingplatz an der
Manning Gorge fahren und dort übernachten. Im handwarmen Wasser des
Pools baden einige Aborigines-Kinder und natürlich wir. Ich schlafe
wieder im Freien. Die Gelsen verschonen mich dank dem Schutzspray. |
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15.11: Die Lady vom Bennard
River Roadhouse sagt, dass entlang der ganzen Strecke bis Kununurra -
380km - alle Seitenstraßen zu den Gorges geschlossen seien. Das
bedeutet, dass eines unserer wichtigsten geplanten Ziele ausfällt,
nämlich die Strecke hinauf zu den Mitchell Falls. Das wäre ein tolles
4WD- und Outback-Erlebnis gewesen. Die Kimberley stellen sich heuer als
Flop dar ... schade! Außerdem bin ich sauer, weil meine Zigaretten aus
sind und im Roadhouse keine mehr zu kaufen waren. Auf meine Frage, wo
die nächste Gelegenheit wäre, Zigaretten zu kaufen, meint die Lady:
"80km in diese Richtung, oder 380km in der anderen Richtung, in
Kununurra.". Na super! Die Dieseltanks werden aufgefüllt und dann geht
es die Gibb River Road entlang in Richtung Kununurra. Irgendwo unterwegs
muss ich den linken hinteren Reifen durch das Reserverad ersetzen. Zum
Glück ist er nicht geplatzt, sondern nur langsam die Luft ausgegangen.
Der Radwechsel ist bei der Hitze und auf der staubigen Straße
Schwerstarbeit. Ich hatte während aller Australienreisen immer gehofft,
dass mir das erspart bleiben würde, doch diesmal hat's mich erwischt. |
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In Kununurra kehren wir auf
einem schönen Campingplatz ein. Überall stehen große blühende Akazien
und es gibt einen tollen Swimming Pool hier. Nach Sonnenuntergang fallen
Scharen von Flying Foxes (Flughunde) ein und naschen von den Mangos am
Baum neben unserem Standplatz. Ich konnte in der Rezeption gefrorene
Barramundi-Filets kaufen. Die schmeckten köstlich.
16.11.: Frühstück - Wäsche waschen. Ich hole
eine Verlängerung für den Aufenthalt am Campingplatz. Die erste
Erledigung heute ist dem kaputten Reifen gewidmet. Glücklicherweise gibt
es in Kununurra einen Reifenspezialisten. Der stellt fest, dass der
Reifen hinüber ist und zieht einen neuen auf die Felge auf. Der zweite
Hinterreifen, der scheint auch schon in die Jahre gekommen zu sein,
hängt jetzt hinten als Reservereifen. Der Aufwand wird direkt mit Britz
verrechnet. Wie gut für Britz. Den Reifen zahlt die Versicherung und
damit ist keine Investition erforderlich.
Wir fahren zur Zebra Rock Gallery, 9km
außerhalb von Kununurra. Es ist erstaunlich, was aus den vielfach fein
geschichteten Steinen alles gefertigt werden kann, tolle Kunst- und auch
Gebrauchsgegenstände. Wir kaufen ein paar kleinere Stücke. Die schönen
großen würden das Gewichtslimit für das Fluggepäck sprengen. Als
nächstes steht ein Besuch im Diamanten-Shop an. Die australischen
Diamanten aus der Argyle-Mine funkeln in verschiedenen Farben, rosa,
gelb und blau. Wir kaufen aber keine, das Zeug ist viel zu teuer. Elfi
sucht sich ihr Geburtstagsgeschenk aus, Perlenohrringe. Die sind sehr
hübsch und genau das, was sie sich schon seit Langem gewünscht hatte,
Perlen aus der Perlenstadt Broome. Nachmittags ziehen Gewitter
auf. Es regnet aber nur wenig. Die Hitze - 38° - hält an und es ist sehr
schwül. Die kommende Nacht wird wieder schwierig zu erschlafen sein.
Wir planen, am nächsten Tag in den
Purnululu National Park zu fahren. Der Ausfall der Kimberley gibt uns
Zeit für andere Unterfangen. |
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17.11.: Bevor wir
aufbrechen, wird noch das Campinggas nachgefüllt und ein paar
Lebensmittel und ein 25l-Wasserkanister eingekauft. Die 250km am Highway
1 bis zur Einfahrt in den Purnululu National Park sind schnell aufgerollt, dann
noch 53km gravel road und wir sind da.
Wir lassen uns am südlichen Campingplatz
nieder. Vorerst sind wir ganz alleine da. Am Abend zieht ein Gewitter
auf. Der Kern der Konvektionszelle verschont uns aber. Es regnet leicht,
rundum blitzt und donnert es aber heftig. Die Gelsenplage ist auch
heftig. In der Dunkelheit der jungen Nacht kommt dann noch ein Paar. Sie
bauen in der Nähe bei Regen ihr Zelt auf.
Die positive Seite dieses Wetters ist,
dass es abgekühlt hat, d.h. es ist angenehmer zu schlafen. |
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Elfis Geburtstagskarte
auf Eukalyptusrinde |
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Purnululu National Park. Am Morgen ist es noch etwas
bewölkt.
Wir fahren ca. 20km zur Echidna Gorge.
Die Wanderung in die immer enger werdende Schlucht ist äußerst
eindrucksvoll. Am Beginn geht man durch ein mit Palmen bewachsenes Tal,
das durch rote Konglomeratfelsen begrenzt wird. Die eigentliche Echidna
Gorge ist ein 20 bis 30m hoher Einschnitt ins Gebirge. In der Mitte ist
eine Ausweitung, ein runder Kessel. Hier stehen zwei Sitzbänke, die zu
einer Ruhepause einladen. Am Ende ist die Schlucht nur noch 1,5 m
breit. Es ist sehr schwierig, die wundervollen Motive fotografisch so
darzustellen, dass die Bilder einigermaßen erahnen lassen, was man beim
Anblick dieser Naturschönheit empfindet.
Die Mittagshitze überstehen wir im
Schatten eines großen Baumes am Campingplatz bei Kaffee und Kuchen. |
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Am Nachmittag fahren wir die
15km zum Piccaninny Car Park, wo der 1,5km lange Weg zur Cathedral
Gorge beginnt. Unterwegs hat man
einen phantastischen Ausblick auf das Panorama der Bungle Bungle. Diese
Formation von "Bienenkörben" wurde erst 1983 (von Weißen) entdeckt und
ist der Grund dafür, dass hier ein Nationalpark eingerichtet wurde. 2003
wurden die Bungle Bungle in die
UNESCO-Liste
des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. |
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Die gewaltige halb offene
Halle der Cathedral Gorge ist ein erstaunliches Naturwunder. Der Teich
in der Mitte führt heuer relativ viel Wasser. Auf einer Seite der Wand
ist in halber Höhe ein Einschnitt, aus dem sich bei Regen ein Wasserfall
in den Teich ergießt. Man erkennt, dass das kürzlich der Fall gewesen
sein muss. Die Cathedral Gorge ist den beschwerlichen Marsch bei 40°
allemal wert.
Zum Abendessen gibt's Spagetti mit
Apfel-Tomaten-Paprika-Salat. Schmeckt alles wunderbar. Elfis heutigen
Geburtstag feiern wir zum Abschluss des Tages mit einem (Acryl-)Glas
Sekt. Klingen nicht wirklich schön beim Anstoßen. |
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Für den Weg vom
Campingplatz im Purnululu NP bis zum Highway 1 - ca. 60km - brauchen wir
2 Stunden. Es ist eine raue Gravel Road, nur mit 4WD befahrbar. Man muss
sehr konzentriert fahren. Ich bemerke einen Waran, der mitten auf der
Straße bewegungslos liegt, leider erst zu spät, um noch stehen bleiben
zu können. Trotz Vollbremsung kommt der Jeep erst ein paar Meter hinter
dem Waran zu stehen. Es ist das Schlimmste zu befürchten. Wir steigen
aus. Er ist nicht mehr auf der Straße, wir finden ihn ein paar Meter
abseits vom Straßenrand, wieder völlig bewegungslos. Habe ich ihn
überfahren? Er ist nicht tot, aber er könnte schwer verletzt sein. Als
ich mich mit der Hand nähere, rast er plötzlich mit unglaublicher
Beschleunigung in den Busch davon. Am
Highway 1, "sealed road", fahren wir die 250km zurück nach Kununurra. Da
tanke ich den Jeep wieder auf und Lebensmittel werden eingekauft. Wir
stehen auf dem selben Platz - Nr. 136 - gleich neben dem Swimming Pool
im Kimberley Campground, Die Akkus der Kameras müssen aufgeladen
werden. Ich telefoniere kurz mit Kollegen in der Firma; da ist alles
soweit ok. Die fried chicken wings sind etwas scharf, da muss mit VB
gelöscht werden. Die Bettwäsche ist frisch gewaschen. Da schläft man
gleich doppelt so gut. |
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Vor uns liegt eine über 500km lange Strecke
am Victoria Highway nach Osten bis Katherine im Northern Territory. Die Zeitdifferenz
gegenüber MEZ ist jetzt 8,5 Stunden. In Westaustralien waren es 7
Stunden.
Bei der "Old Victoria River Crossing" in
der Nähe von Timber Creek machen wir eine Pause. Hier könnte man mit dem
Jeep den Fluss durch die Furt überqueren. Ich lasse es lieber, schaut
nicht sehr vertrauenswürdig aus. Ein Mann erklärt mir, dass in der
Regenzeit das Wasser des Flusses bis zu sieben Meter höher stehen kann.
Wir erreichen Katherine und fahren am
Stuart Highway in Richtung Norden. Die Katherine Gorge haben wir schon
zweimal gesehen (siehe:
2000
und
2008). Wir lassen sie dieses mal aus und fahren noch weitere
60km bis zum Campingplatz bei den Edith Falls. Das ist einer von Elfis
Lieblingsplätzen in Australien. Wir schlafen bei (fast) Vollmond im Freien
auf der 2x2m messenden Holzplattform neben dem Autostandplatz. Leider
ist die Gelsenplage recht arg hier. Der Spray hält die Biester zwar vom
Stechen ab, doch das dauernde Summen um die Ohren könnte einen zum
Wahnsinn treiben.
Nachts kommen Vallabies - kleine Kängurus
- ganz nahe, um vom frischen Gras zu naschen. Ein eulen-ähnlicher Vogel
(Tawny Frogmouth, Podargus strigoides; siehe Foto aus
2008) huscht lautlos über uns hinweg.
Gleichzeitig klettert ein kleines Beuteltier, wahrscheinlich ein
Opossum, blitzschnell auf den Baum und rettet sich so vor dem Angriff
des Frogmouth. Bei diesen Umtriebigkeiten soll man schlafen können.
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Wir verbringen den ganzen Tag bei den Edith
Falls. Vormittags machen wir die Wanderung über die Klippen hinauf zu
den Upper Pools. Das schweißtreibende Bergauf und Bergab bei einer
Temperatur über 35° wird schließlich mit einem erfrischenden Bad
belohnt. Der 2,5km lange Abstieg auf der anderen Seite ist bei der Hitze
allerdings wieder extrem anstrengend.
Am Nachmittag schwimmen wir immer wieder im
großen Pool vor den Fällen.
Gleich neben dem Standplatz am Campingplatz
kann man verschiede Vögel ganz aus der Nähe beobachten
Wir wollen wieder draußen schlafen, doch die
Gelsen vermiesen es uns. Noch vor Mitternacht ziehen wir uns in den Jeep
hinter das Moskitonetz zurück.
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